Als Ruthard Tröger am 1. September, es war sein 21. Geburtstag, sein Fuhrunternehmen gegründet hat, konnte er nicht ahnen, dass seine Enkel im Jahr 2007 mindestens 65.000 Kilometer pro Jahr mit einem LKW unterwegs sein werden. Noch weniger konnte er voraussehen, dass in seinem Familienbetrieb fünf Laster für die Kunden seiner Nachfahren fahren werden.
Als er seinen Betrieb aufbaute, setzte er noch auf zwei natürliche Pferdestärken und seine Touren waren überschaulich. Die weiteste Tagesstrecke, die er mit seinen Pferden unternommen hatte, führte sein Pferdegespann im Winter bis nach Pausa. Ein Vertragskunde hatte ein akutes Ersatzteilproblem. Also früh am Morgen los, das defekte Maschinenteil der Neidhardtsthaler Papierfabrik nach Pausa gebracht, auf die Reparatur gewartet und dann, so schnell die Rösser konnten, zurück nach Neidhardtsthal. Die Maschinen mussten wieder laufen.
Daran, und an manch andere Episode, kann sich sein Sohn Johannes noch lebhaft erinnern, denn erst nach dem Krieg wurde ein erster LKW aus ehemaligen Militärbeständen angeschafft.
Bis dahin waren für seinen Vater die Pferde wichtige Helfer. „Als wir unseren zweiten Laster kauften, fuhren wir mit dem Pferdefuhrwerk nach Schneeberg und gaben sie einem Bauer in Griesbach. Mit dem neuen Laster zum Preis von 14.957 DDR-Mark - abgeholt aus dem HO-Kaufhaus in Schneeberg - ging es zurück. Aber seine Pferde hat er noch lange und regelmäßig besucht.“
Johannes Tröger weiss so manche Schnorke zu erzählen. Gerade jetzt, wo sich sein Familienunternehmen auf das 75jährige Betriebsjubiläum vorbereitet. Da lauschen seine Söhne Christian und Eckhard nahezu andächtig, wenn er aus der Familienchronik plaudert.
Inzwischen hat Johannes sein Geschäft seinen Söhnen übergeben und das familiär geführte Unternehmen setzt seine Tradition in dritter Generation fort. „Das ist nicht so selbstverständlich und einfach, wie es sich anhört: 75 Jahre Fuhrunternehmen Tröger“, merkt Christian Tröger an. „Da steckt ne ganze Menge Engagement der ganzen Familie drin“.
Das geht bei der Großmutter los, die zunächst ihren Mann als Beifahrerin geholfen hat und später, nach dem frühen Tod ihres Mannes führte sie das Geschäft bis 1987 weiter.
Von da an war Johannes der Chef, der gemeinsam mit seinen Bruder Ruthard die nicht ganz leichte Aufgabe übernahm, in DDR-Zeiten einen privaten Fuhrbetrieb zu führen. „Aber wir haben es immer geschafft und wir hatten, trotz aller Probleme immer Spaß an und mit unserem Betrieb“, zieht er heute Bilanz.
Eine wichtige Philosophie begleitet den Familienbetrieb seit seiner Gründung 1932: „Wir haben uns immer als Dienstleister für unsere Geschäftspartner gesehen. Das war so, als Großvater mitten im Winter mit dem Pferdeschlitten nach Pausa fuhr, als mein Vater für hiesige Unternehmen Schuhe, Lebensmittel, Rasierpinsel und Kohle transportierte oder für den Winterdienst unterwegs war, und das ist noch heute so, wenn wir für unseren wichtigsten Kunden, „Bretschneider-Verpackungen“ unterwegs sind.“
Für Christian Tröger und seinen Bruder scheint es keinen Feierabend zu geben, selbst am Abendbrotstisch dreht sich alles um die Firma. „Das kann in einem Familienbetrieb auch gar nicht anders sein“, ist er überzeugt. „Man lebt seinen Beruf und ohne die Unterstützung der Familie wäre manches nicht möglich. Es fällt keinem etwas in den Schoß.“ So kennen auch alle Tröger-Frauen den Job eines Beifahrers.
Die dritte Generation sieht optimistisch nach vorn, nicht nur, weil Filius Jokab die Wurzel für die vierte Generation sein könnte.
Dennoch hat der Blick in die Zukunft nachdenkliche Züge. So schön die Ortsumgehung für Hundshübel sein wird, bewegt die fahrenden Trögers die Frage, was geschieht bei einem Winter wie 2005/06? Mit der Ortsumgehung wird die jetzige Bundesstraße diesen Status verlieren. Die fünf Laster müssen aber pünktlich als Dienstleister rollen...